Deutsche Hallenmeisterschaften in Leipzig - Sara Gambetta und Cindy Roleder küren sich zu Deutschen Meisterinnen

Am 26./27.Februar 2022 fanden vor fast 1.600 Zuschauern die Deutschen Hallenmeisterschaften in der Quarterback Immobilien-Arena in Leipzig statt. Am ersten Tag kürten sich gleich zwei Athletinnen des SV Halle zu Titelträgerinnen und erfüllten teils ein weiteres Mal die Hallen-WM-Normen für Belgrad. Zudem verabschiedete das Publikum eine zu Tränen gerührte Christina Schwanitz, die ihre über Jahrzehnte erfolgreich geführte Kugelstoßkarriere überraschend beendete.

Der Moderator des Abends ahnte um die Brisanz des letzten Kugelstoßes der ehemaligen Welt-, Europa- und mehrfachen Deutschen Meisterin Christina Schwanitz (LV 90 Erzgebirge) und heizte das Publikum entsprechend an. Mit 18,49 m verabschiedet sie sich schließlich mit der Bronzemedaille hinter ihrer Teamkollegin Katharina Maisch (18,55 m) und Sara Gambetta, die sich zum ersten Mal den Deutschen Hallenmeistertitel sichern konnte. Mit 19,05 m im letzten Versuch knackte sie zudem das erste Mal die 19-Meter-Marke, was in einem sichtbaren Freudentaumel mündete. Auf Rang 8 landete Jule Steuer vom SC Magdeburg mit einer persönlichen Bestweite von 15,80 m.

Über die 60 m Hürden ging es ähnlich hochkarätig bzw. emotional zu. Cindy Roleder feierte in 8,13 s ein strahlendes "Meisterschafts-Comeback" nach ihrer Babypause und gewann in einem Wimpernschlagfinale zeitgleich vor Monika Zapalska (TV Wattenscheid). Antonia Kohl (SV Halle) schied bereits im Vorlauf aus, nachdem sie nach der ersten Hürde leider ins Straucheln geraten war.

Am zweiten Meisterschaftstag bewies Malaika Mihambo (LG Kurpfalz) erneut ihre Weltklasse im Weitsprung und gewann mit einem weiten Satz von 6,81 m vor Merle Homeier, die 6,66 m sprang . Erfreut und sichtlich erleichtert zeigte sich Lea-Jasmin Riecke vom Mitteldeutschen SC. Ihr Sprung landete bei 6,26 m, was für einen erfreulichen 3. Platz reichte.

Im Finale der besten sechs 200 m Läuferinnen stand überraschend Marlene Körner (SV Halle). Sie stellte mit 24,32 s eine neue Hallenbestzeit auf und belegte damit Rang 5. Über die 4 x 200 m Staffeln der Männer zeigte sich die Startgemeinschaft Team Sachsen-Anhalt in einer noch jung besetzten Konstellation. In 01:28,82 min erkämpften sich Karl Müller, Ole Ehrhardt, Julien Kelvin Clair und Yannick Herden einen "glücklichen" 5. Platz, nachdem es aus verschiedenen Gründen zu Disqualifikationen mehrerer Staffeln kam.

O-Ton Sara Gambetta Siegerin Kugelstoßen (19,05 m, www.leichtathletik.de vom 26.02.2022): "In den Medien wurde im Vorfeld ja ein bisschen angekündigt: „Wann fallen die 19 Meter endlich?“ Das ist natürlich immer eine schwere Frage, die man so nicht beantworten kann. Es muss viel zusammenpassen, und heute im sechsten Versuch hat vieles zusammengepasst: die Technik, die Kraftübertragung. Ich bin total happy, dass es jetzt hier, bei den Deutschen Meisterschaften, geklappt hat. Ich glaube, am Ende hat die Lockerheit ein bisschen den Ausschlag gegeben, das Wissen: „Okay, jetzt kann keine dir mehr den Titel wegnehmen.“ Kathi [Maisch] ist ja eine Drehstoßerin, da kann immer viel passieren. Und die Zuschauer haben hier einen richtig guten Job gemacht und uns toll unterstützt. Dadurch war nochmal ein bisschen mehr Aggression, mehr Adrenalin, und dann fliegt die Kugel auch. Ich bin jetzt erst mal total happy, dass die Hallensaison so gut läuft, weil ich mich eigentlich im Sommer viel wohler fühle. Ich glaube, das kann ziemlich gut laufen im Sommer. Für die Hallen-WM nehme ich mir eine Platzierung in den Top Sechs vor. Am Ende muss man die Weite an Tag X stoßen, und ich bin gespannt, wie es wird."

O-Ton Cindy Roleder Siegerin 60 Meter Hürden (8,13 sec, www.leichtathletik.de vom 26.02.2022): "Ich freue mich wirklich extrem. Man hat mir, glaube ich, auch angemerkt, dass es extrem wichtig für mich war. Auch für mein Ego war es wichtig, den ganzen Zweiflern zu zeigen, dass es möglich ist. Es war ein geiles Duell zwischen Moni [Zapalska] und mir und es war mir fast klar, dass sie noch einen draufsetzen kann. Man hat aber auch gesehen, dass auch eine junge Wilde da ist mit 8,17 [Hawa Jalloh], der Nachwuchs ist natürlich auch extrem wichtig. Es ist natürlich immer super, wenn man zu Hause laufen kann. Ich konnte zu Hause schlafen, es war gar kein Stress. Wir mussten nichts planen mit der Kleinen, mein Mann und sie sind gerade ganz gemütlich zu Hause. Bei uns ist Planung das A und O. Mein Coach und ich hatten uns eine 8,15 für diese Hallensaison vorgenommen, jetzt bin ich 8,13 gelaufen, ich bin also absolut im Fahrplan. Ich werde trotzdem bei der Hallen-WM nicht starten. Wir gucken immer, was die Konkurrenz macht, und die sind gerade extrem schnell unterwegs. Angenommen, ich würde eine 8,05 rennen, würde ich [in Belgrad] trotzdem im Halbfinale rausfliegen. Das ist nicht mein Anspruch, sondern draußen schnell zu laufen und noch mal eine geile Heim-EM mitzunehmen. Ich denke gerne an Berlin zurück und jetzt will ich auf München hintrainieren."

Herzlichen Glückwunsch allen Teilnehmern und Platzierten.

Melanie Schulz